Die Geschichte des Museums:
Bereits in den siebziger Jahren begann Direktor Prof.
Leopold Rössler Exponate zur Geschichte des Gold- und
Silberschmiedehandwerkes sowie Informationen über die
verschiedensten Arbeitstechniken zu sammeln. Eng damit
verbunden sind aber auch die Handwerkzweige der
Etuimacher, Juweliere, Graveure, Guillocheure und
Ziseleure. Grund für sein Engagement war vor allem das
Fehlen des notwendigen Nachwuchses in diesem Gewerbe.
Somit war natürlich die Gefahr groß, dass die alten
Arbeitsweisen über kurz oder lang in Vergessenheit
geraten würden. So traf er schließlich auf Ing. Hans Vaugoin, Gabriela Breisach und Alfred Meister. Alle sind
Mitglieder im österreichischen Meisterverein der
Juweliere, Gold- und Silberschmiede 1985 stellte Vaugoin
das Erdgeschoss seines Hauses in der Zieglergasse 22 für
ein Museum zur Verfügung.
1986 kamen noch fünf weitere
Ausstellungsräume im 1. Stock hinzu. Zum Museumsleiter
wurde Dir. Prof. Rössler und als sein Stellvertreter
Ing. Hans Vaugoin bestellt. Das Museum konnte schließlich
am 11. September 1986 eröffnet werden. Das Startkapital
stiftete die Wiener Handelskammer, den Großteil der
ausgestellten Exponate wie Arbeitstische, Werkzeuge,
Maschinen, Zeichnungen, Fotos und Entwurfskizzen wurden
von zahlreichen Wiener Firmen zur Verfügung gestellt.
Ursprünglich als reines Handwerksmuseum mit einer
lebenden Werkstatt im Erdgeschoss geplant, fanden durch
die Erweiterung im 1. Stock noch viele weitere
Attraktionen der Gold- und Silberschmiedezunft Platz.
Im Museum haben schließlich auch der österreichische
Gutachterverband für Pretiosen und Uhren sowie die Österreichische
Gemmologische Gesellschaft ihren Sitz gefunden. Durch
historische Geräte zur Edelsteinuntersuchung und alte
Aufzeichnungen aus der Geschichte der Gemmologie und des
Bewertungswesens wird die Palette der Ausstellungsobjekte
bereichert.
Museumsbeschreibung:
Die Gesamtgröße des Museums beträgt 220 m2, davon
entfallen 20 m2 auf zwei Grundausstellungsräume im
Parterre, 120 m2 auf 5 Grund- bzw. auch
Sonderausstellungsräume, einen Vorraum, ein Labor, eine
Küche und die Sanitäranlagen im 1. Stock sowie 80 m2
auf ein Dachbodendepot, in dem zur Zeit u.a. ein
Schmelzofen gelagert ist. Die Sonderausstellungen werden
in 5 zusätzlichen Würfel- und 3 Tischvitrinen in sämtlichen
Räumen des 1. Stockwerks präsentiert.
Das Museum verfügt über rund 3.000 Exponate, von denen
rund 2.500 ausgestellt sind.

Spazierstöcke waren einst ein nahezu
unverzichtbares Utensil: Für die, heute würde man sagen:
"durchgestylten" Knäufe gab es eigene Musterbücher
Raum I
Der Eingang ins Museum befindet sich direkt auf der Straße
und ist flankiert von zwei Auslagen, in denen sich
Goldschmiedewerkzeuge wie z.B. eine Rolliermaschine zum
Abrunden von Tassenrändern oder auch eine
Kordiermaschine zum Herstellen von geflochtenen Drähten
befinden. In der anderen Auslage steht ein Bild des Hl.
Eligius (588-659), dem Schutzpatron der Gold-, Silber-
und Hufschmiede. Betritt man nun das Museum, steht man in
einer alten Goldschmiedewerkstätte. Der Fußboden stammt
aus einem ehemaligen Altwienerhaus aus der Zieglergasse
direkt nebenan und ist 150 Jahre alt. Aus der selben Zeit
stammen die Ziegel von der Esse. Diese alte Werkstätte
präsentiert drei verschiedene Gewerbe. In der einen Ecke
befindet sich der Silberschmied, in der anderen der
Goldschmied und in der letzten der Juwelenfasser, im
heutigen Sprachgebrauch der Juwelier. Seit 1974 gibt es
aber diese einzelnen Berufsbezeichnungen nicht mehr, und
daher heißt dieses Handwerk heute Gold-, Silberschmied und Juwelier.
Zu sehen ist hier der Schmelzplatz des Goldschmiedes mit
dem sogenannten "Schlapfendampf", ein großer
Blasbalg, den der Goldschmied mittels Fußhebel in
Betrieb genommen hat. So wurde Luft zum Gas geblasen und
der Schmelzungsprozess ermöglicht. Ferner sieht man
einen Chemiekasten eines Goldschmiedes zur Reinigung des
im Rohzustandes unansehnlichen Goldes. In früheren
Jahrhunderten war der Goldschmied auch immer ein
Alchemist, der die Lösungen, die er z.B. zum Färben des
Materials benötigte, auch selbst hergestellt hat. Mit
Chemikalien werden auch Metalloxyde beseitigt, bevor das
Gold geschliffen und letztlich poliert wird. An der Wand
befinden sich die verschiedensten Arten von Lötpistolen,
deren Entwicklung vom einfachen Blasrohr aus der Antike,
das aber auch noch bis um 1950 verwendet worden ist, hier
dokumentiert wird. Zu besichtigen sind alte
Handwalzen zum Verformen von Drähten und Blechen. Heute
noch sind solche mechanischen Geräte in Verwendung, weil
nicht alles mit den modernen elektrischen Walzen gemacht
werden kann. Daneben befindet sich eine Zieh- bzw.
Zugbank, auf der man die feinen Röhrchen für Drähte
und Scharniere herstellen kann.

Mit Hilfe einer Guillochiermaschine wurde das Material
unter Verwendung von Schablonen, die geometrische Formen
ergeben, graviert. Die Maschine wird mit einem Rad manuell
gesteuert. Sie diente vor allem zum Dekorieren von
Pokalen, Tassen, Zigarettenetuis, aber auch zur Erzeugung
von Wasserzeichen auf Geldscheinen. Das Guillochieren, mit
dem sich vor allem der Silberschmied befasste, ist seit
dem 15. Jahrhundert bekannt. Zur Zeit gibt es in Österreich
nur mehr drei solcher Maschinen: die eine hier im Museum
und die anderen beiden in den Goldschmiedebetrieben W.
Hufnagl und H. Kolar im 7. Wiener Gemeindebezirk.
Eine Wandtafel zeigt Zeichnungen von Schmuckgegenständen,
wie sie noch vor wenigen Jahrzehnten der Juwelier
entworfen und dem Kunden zur Auswahl vorgelegt hat. Auf
diese Art des besonderen Kundenservices wird heute wieder
von den jungen Schmuckdesignern zurückgegriffen.
Der Arbeitsplatz des Goldschmiedes ist ein grober, runder
Tisch mit einigen Einbuchtungen (Ohrwasch'ln), in denen
sich der sogenannte Feilnagel befindet.
Der Arbeitsplatz des
Goldschmiedes: Das Brett'l
Das ist nichts
anderes als ein kleines Brett, auf welches das zu
bearbeitende Stück aufgelegt wird. Darunter hängt das
"Lederfell" zum Auffangen des Abfalls, der
beim Feilen entsteht. In der Mitte des Tisches befindet
sich eine sogenannte bereits im Mittelalter verwendete
"Schusterkugel". Dabei handelt es sich um eine
mit Wasser gefüllte Glaskugel, hinter der eine Kerze
entzündet wurde, deren Licht durch das Wasser filtriert
worden ist und dadurch ein vollkommen augenschonendes,
reinweißes Arbeitslicht wurde.

Museumsleiter OSR Prof. Leopold Rössler
zeigt, wie Goldschmiede um die Jahrhundertwende arbeiteten
Diese Methode findet auch
in der heutigen Zeit noch ihre Anwendung. Verschiedene
Zangen, Schweren und Feilen erwecken den Eindruck, dass
der Goldschmied eben noch hier gearbeitet haben könnte.
Ein prähistorisches Werkzeug ist der Drill- oder Dreuelbohrer, der mit einer kleinen Kurbel gedreht wurde.

Arbeiten mit einem Drill- oder
Dreuelbohrer
Seit den sechziger Jahren ist nur mehr die elektrische Hängebohrmaschine
in Verwendung. Neben der Esse steht ein Schmelztiegel aus
feuerfestem Grafit, in dem 100 kg Silber geschmolzen
werden können. Geheizt wurde mit Holzkohle, die mit
einem riesigen Blasbalg immer wieder angefeuert worden
ist. Eine alte Silberwaage diente zum Wägen des sehr
schweren Silbers, das meistens ein Gewicht von mindestens
einem Kilogramm hat. Ein Foto zeigt die
Silberschmiedewerkstätte von Ing. Hans Vaugoin um 1920,
die sich im Nebenhaus Zieglergasse 24 befindet und auch
heute noch sich nur unwesentlich von dem Foto
unterscheidet. Auf Wunsch des Museumsbesuchers kann diese
Werkstätte auch besichtigt werden. Weiter kann man
Einsicht nehmen in die Gründungsurkunde des Museums, in
alte Lehrbriefe von 1919 und 1861, in Zeugnisse und
Arbeitsbestätigungen.
Raum II
Über der Tür zum Raum II hängt das einzige noch
erhaltene Geschäftsschild aus dem Wiener Raum mit der
Aufschrift "Erzeugung von Gold- und Silberwaren".
Es stammt ursprünglich aus dem letzten Jahrzehnt des
vorigen Jahrhunderts, wurde aber um 1912 noch einmal überarbeitet.

Eingang zum Raum II mit dem alten
Geschäftsschild
Im Raum II ist die Diamantschleifwerkstätte des
Juweliers Fischer in Wien I, Singerstraße, aus dem Jahre
1910 zu sehen. Sie besteht aus dem Schleif- und dem Rondierplatz. Hier wurden die Diamanten nach dem Spalten
und Teilen rundgemacht. Gearbeitet wurde dabei wieder mit
einem Diamanten. Auch beim Schleifen kommt auf die
Schleifscheibe Diamantstaub.

Ein besonderer Leckerbissen für Kenner ist diese
Diamantschleifmaschine, die dem Museum vom Juwelier Anton
Fischer zur Verfügung gestellt wurde
Nachdem am Rohkristall, dem
Diamanten 57 Facetten manuell geschliffen worden sind,
ist der Brillant fertig. In der Ecke des Raumes steht ein
Standsafe aus dem Jahre 1890, wie er früher bei Juwelieren, aber auch in Privathaushalten zum Aufbewahren
wertvoller Schmuckstücke verwendet worden ist.
Zu sehen sind alte Polierplätze, die um 1910
zum Schleifen und Polieren von Metallen benutzt worden
sind. In einem Schaukasten befinden sich Polierhölzer
zum Polieren von Silberwaren sowie eine kleine Kuriosität,
nämlich ein Ohrstechapparat von 1890, der noch in
den zwanziger Jahren verwendet worden ist. Hier gibt
es verschiedene Halbfabrikate und Pressungen wie
Oberteile von Ringen oder Taschenverschlüsse.
Daneben steht eine sogenannte Scheuertrommel, ein
sechsteiliges Holzfass, in das Wasser gefüllt wurde. Man
drehte es mittels einer Kurbel, und die im Fass
befindlichen Stahlkugeln kamen nun mit dem Wasser in
Bewegung. Dieses Gerät diente vor allem zum Polieren von
sehr kleinen Schmuckgegenständen wie z.B.
Bettelarmbandanhänger. Beim Verlassen des Raumes ist
eine ovale Glastafel aus der Jahrhundertwende zu sehen.
Sie war neben dem Eingang eines Geschäftes montiert und
trägt die Aufschrift "Erzeugung von Essbestecken
und Tafelgeräten in allen Formen".
Durch den Raum I gelangt man nun wieder auf die Straße
und geht durch das große Haustor ins Treppenhaus. Eine
Wendeltreppe führt in die Museumsräume im ersten Stock.
Doch vorher kann der Besucher noch einige
Fotodokumentationen auf Wandtafeln in Art einer
Stiegenhausgalerie besichtigen:
- die Museumseröffnung am
11. September 1986
- Sonderausstellung über Granulation
von Johann Neumeister aus Völs in Tirol 1988,
- die
Einweihung der Eligiusstandarte des Meistervereines durch
Weihbischof Dr. Kurt Krenn am 1.12.1988 mit Elisabeth
Waldheim als Fahnenpatin
- eine japanische
Silberschmuckausstellung von Keiko Ibero Yamahara im
Oktober 1989
- die Sonderausstellung "Schmuck von gestern - Antiquitäten für morgen" von
Harald
Baumann und Gerold Schodterer aus Bad Ischl 1988
- der Schmuckerzeuger
Drobny bei einer Lesung von Marianne Schönauer
- und
schließlich der Besuch vom Präsidenten der Bundeswirtschaftskammer KR Ing. Rudolf Sallinger im
Museum.
Des Weiteren gibt es im Stiegenhaus eine
Schautafel mit alten Schmuckzeichnungen, einem
Bundesgesetzblatt, betreffend das österreichische
Beziehungsgesetz vom 2.11.1921, einem Foto einer Gussform
eines Sandgusses, einem Auszug aus einer deutschen
Graveur-, Emailleur- und Ziseleurzeitung von 1931 und der
Meisterprüfungsordnung der Genossenschaft für Juweliere-,
Gold- und Silberschmiede von 1913.
Raum III
Der Besucher befindet sich nun im
ersten Stock und betritt den Raum III des Museums. An den
Wänden hängen ein Erlass von Kaiser Karl VI., der
vorschreibt, mit welchen Feingehalten ein Goldschmied zu
arbeiten hat und welche Arbeitszeit einzuhalten ist, ein Zeugnis aus dem Jahre 1921 und eine Arbeitsbestätigung.
Raum IV:
Danach gelangt der
Besucher in den ersten der drei großen Ausstellungsräume.
In diesem Raum IV erinnern Wandtafeln an eine
Sonderausstellung über die erste österreichische
Silberschmiedemeisterin Elfriede Berbalk, die noch während
der Hochblüte der berühmten Wiener Werkstätte Lehrling
gewesen ist. Seit 14.4.1923 arbeitete sie auch dort und
legte 1924 als erste Frau Österreichs ihre Meisterprüfung
im Silberschmiedegewerbe ab. Danach war sie jahrelang
Leiterin der Abteilung Metall der Modeschule Hetzendorf.
Neben den hier gezeigten Zeugnissen und dem Lehrbrief vom
7. 3. 1923, besitzt das Museum eine Fotosammlung sämtlicher
Arbeiten von Elfie Berbalk, die die bereits verstorbene Künstlerin
dem Museum persönlich überlassen hat. Darüber hinaus gibt es hier noch Schmuckstücke und eine handgearbeitete
Dose mit den charakteristischen Jugendstilornamenten, die
sie als Lehrling um die Jahrhundertwende angefertigt hat.
Im nächsten Schaukasten
befinden sich handgeschriebene Rezeptbücher über
verschiedene Mischungsverhältnisse bei
Goldschmiedearbeiten, ein Erlass von Kaiser Joseph II.
betreffend das Goldschmiedegewerbe und Werkstättenbücher
mit verschiedenen Notizen und Zeichnungen.
Eine Fotodokumentation
zeigt die Herstellung von Kronen und Diademen durch
Mitglieder der seit 1780 im Gewerbe tätigen berühmten Köchert-Dynastie,
die viele Jahre hindurch k.u.k. Hofjuweliere gewesen sind.
Im Jahre 1882 erlangte Heinrich Jakob Köchert das hier
ausgestellte Patent zum Hofjuwelier.
Besonders wertvoll ist
eine hier gezeigte Handzeichnung vom Jugendstilkünstler
Kolo Moser.
In der nächsten Vitrine
befindet sich eine umfangreiche Medaillensammlung aus
den verschiedensten Epochen.
Auf einer Wandtafel hängt
ein sogenannter "Verruf" des Kurfürsten von
Baiern, eine Ankündigung über das Verhalten von Gold-
und Silberschmieden vom 3.1.1750.
Die originale Gründungsurkunde
auf Pergament des Meistervereines der österreichischen
Juweliere, Gold- und Silberschmiede von 1882 befindet
sich in einem silbernen röhrenartigen Gefäß mit
Kannelierungen.
Weitere Arbeiten stammen
von dem Granulierer Josef Neumeister. Dabei handelt es
sich um eine ganz spezielle Technik, bei der Kügelchen
ohne Lot auf ein Goldmetall aufgeschweißt werden.
Bereits die Etrusker kannten im 2. Jahrtausend v. Chr.
dieses Verfahren. Durch viele Jahrhunderte hindurch geriet
es in Vergessenheit, und erst seit ein paar Jahrzehnten
begannen Goldschmiede, sich wieder mit dem Granulieren zu
beschäftigen.
Eine Kratzmaschine
stammt aus dem Jahre 1910. Sie hat den Unterteil einer Nähmaschine,
auf dem Brett befindet sich eine Messingbürste auf die
von einem Fass Wasser tropft. So konnte Silber geglättet
werden.
Noch aus dem vorigen
Jahrhundert gibt es eine Druckbank, mittels der
Metallgegenstände über eine Holzform mit einem Stahl
gezogen und zu einem Becher geformt worden sind.
Ein Bild zeigt die
Darstellung des Goldschmiedehandwerkes beim von Hans
Makart gestalteten Festzug zur Silberhochzeit vom
Kaiserpaar Franz Joseph I. und Elisabeth. Der Goldschmied
Fischmeister wurde ausgewählt, die Handwerksfahne zu
tragen.
Einige Fotos gewähren
Einblick in die Werkstätten der k.u.k. Hofjuweliere
Rozet & Fischmeister.
Das nächste Exponat ist
eine unvollständige Maschine zum Einfassen von
Elfenbeinknöpfen.
Raum V
Der Raum V des Museums
ist der Silberschmiedsaal der Firma Jarosinski & Vaugoin. Hier sieht man ausschließlich handgearbeitete Silberobjekte vom Empire, Klassizismus, Biedermeier,
Jugendstil und Art-Deco. Dabei handelt es sich u.a. um Essbestecke,
Schalen, Service, Tabletts, Kannen, Döschen,
Serviettenringe, Puderdosen und Feuerzeuge.

Exclusive
Silberschmiedearbeiten demonstrieren hohe Handwerkskunst.
Der geschätzte Marktwert dieses Stückes: nicht unter
100.000,-- Schilling ...
Ein Blickfang des Raumes
sind die Stoßzähne eines heute bereits unter
Artenschutz stehenden afrikanischen Elefanten, die der
Silberschmied früher als Elfenbein u.a. für die
Herstellung von Gefäßgriffen benötigt hat.
In einem Musterbuch um
1920 kann man neben zahlreichen Art-Deco-Zeichnungen
nachlesen, wie lange ein Silberschmied für die
Anfertigung verschiedener Stücke benötigt und welche Entlohnung er
dafür erhielt.
Raum VI
Der Raum VI gehört ganz
der Gemmologie, der Edelsteinkunde. Im großen und ganzen
ist hier ein Labor eingerichtet, in dem auch gearbeitet
wird.
Darüber hinaus kann
hier die Entwicklung der Edelsteinforschung vom ersten
Horizontalmikroskop - das einzige weltweit noch
existierende von Prof. Karl Siess konstruierte
Edelsteinuntersuchungsgerät - bis zu den heute
verwendeten hochmodernen Computern und optischen Geräten
nachvollzogen werden. Bei den Edelsteinuntersuchungen,
die hier von der Österreichischen Gemmologischen
Gesellschaft durchgeführt werden, wird geprüft, ob der
Stein natürlichen oder synthetischen Ursprunges ist.
Dazu werden vor allem Mikroskope, aber auch UV-Fluoreszenz,
spezifische Dichtenmessungen, Refraktometer (Instrument
zum Messen der Brechwerte eines Stoffes) und Polariskope
verwendet. Besonders die Einschlüsse in den Edelsteinen
müssen genau untersucht und bestimmt werden. Eine eigene
Gruppe stellt der Diamant dar, der nach vier Richtlinien
geprüft werden muss.
Raum VII
Im Raum VII macht der
Besucher Bekanntschaft mit dem Lehrberuf des Graveurs,
der eng verbunden mit dem des Gold- und Silberschmiedes
ist.
Jene Produkte, die vom letzteren hergestellt werden,
wie z.B. Puder- und Zigarettendosen oder Etuis wurden früher manuell graviert. Zu sehen ist hier das Werkbrett, das
dieselben Einbuchtungen hat wie das des Goldschmiedes,
mit der gesamten Ausrüstung des Graveurs. Darüber hängt
sein Wappen mit Zirkel, Sticheln, Ziseleurhammer und
Graveurkugel.

Die beiden wichtigsten Werkzeuge sind eben
diese Graveurkugel, auf die das Material aufgekittet
wurde und durch das Kugelgelenk leicht bewegt werden
konnte, und der Stichel, mit dem es schließlich graviert
worden ist.
In Wandschaukästen sind verschiedene
Arbeiten eines der letzten, großen österreichischen
Graveure, Walter Beranek ausgestellt. Darüber hinaus
erinnern an ihn noch sein Firmenschild und einige Fotos
von seiner Werkstätte in der Kaiserstraße im 7. Wiener
Gemeindebezirk. Zusätzlich sind Fotos
vom
Stahlgraveur Anton Stanzl ausgestellt. Diese Berufssparte diente zur
Herstellung von Schnitten und Stanzformen für Pressungen.
Im Gegensatz zu den anderen Graveuren, die auf weichem
Kupfer, Silber und Gold arbeiteten, gravierte der
Stahlgraveur auf hartem Material.
Auf der anderen Seite
des kleinen Raumes befindet sich der Arbeitsplatz eines
Uhrmachers um die Jahrhundertwende (gespendet von Dir. SR
Josef Gross), der ebenfalls im Zusammenhang mit dem Gold-
und Silberschmiedehandwerk steht. Eine Uhr aus dem Jahre
1955, an der Museumsleiter Prof. Rössler noch selbst
mitgearbeitet hat, zeigt die enge Verbundenheit der
verschiedenen Berufszweige. Sie wurde in ihrer heutigen
Form von Berufsschülern aus sechs Gewerben gestaltet:
Uhrmacher, Juweliere, Goldschmiede, Silberschmiede, Gürtler
und Graveure.
Auf dem Werktisch
befinden sich einige Uhrengehäuse und -innenleben sowie
das wichtigste Werkzeug des Uhrmachers, der Drehstuhl zur
Herstellung der verschiedenen Wellen. An der Wand hängt
ein "Cirkular der k.k. Landesregierung im
Erzherzogtum Österreich unter der Enns" vom 25. Januar
1793, das besagt, "dass von dem Guldenwerte der
fremden Uhrfedern statt der sechs Kreuzer neun Kreuzer
Einfuhrszoll abgenommen werden sollen".
Raum VIII
Im Raum VIII des Museums
befindet sich über einer Sitzgarnitur die Eligiusfahne
aus dem Jahre 1906, auf der der Hl. Eligius allerdings
nur als Schutzpatron der Hufschmiede dargestellt ist.
Erst der alten Handwerksordnung von 1366 - der ältesten
überhaupt - kann der Besucher entnehmen, dass der Hl.
Eligius auch für die Gold- und Silberschmiede zuständig
ist. Das Original befindet sich im Archiv der Stadt Wien
und trägt ein gotisches Rundsiegel mit 3,5 mm
Durchmesser, das von einem unbekannten Goldschmied aus
Wien hergestellt worden ist. Dargestellt ist Eligius
als Mönch bei der Anfertigung eines Kelches auf einem Amboss. Er war ein Goldschmied, der sehr sparsam
gearbeitet hat. Einmal durfte er für einen französischen
König einen Thronsessel herstellen, der trotz
reichhaltiger Verzierungen nicht besonders teuer gewesen
ist. So beschloss der König den sehr gläubigen Eligius
zu seinem Münzmeister zu machen. Später trat er in ein
Kloster ein, wurde sogar Bischof und nach seinem Tode
schließlich heiliggesprochen.
Zu sehen ist die
Eligiusstandarte, die nach einer Idee von Prof. Rössler
aus Kupfer angefertigt wurde und den Hl. Eligius bei der
Arbeit zeigt. Geweiht wurde sie in der Stephanskirche mit
Elisabeth Waldheim als Patin. Jedes Jahr am 1. Dezember
wird sie bei der vom Museum initiierten Eligiusmesse
mitgetragen.
In diesem Raum befinden
sich außerdem eine beträchtliche Sammlung von Gold- und
Edelsteinwaagen, die zwischen 1880 und 1900 verwendet wurde sowie zwei Handwalzen, sogenannte "Holzböcke
mit Walzen" zum Verformen von Drähten und Blechen.
In einer Vitrine sind einige kunsthistorisch
wertvolle
amtliche Punzen von 1867 bis 1922 ausgestellt, darunter auch die
Fuchskopfpunze, mit der Jugendstilschmuck gekennzeichnet
wurde, sowie die berühmten originalen
Repunzierungsstempel von 1806/07. Als damals Kaiser
Napoleon Geld genötigte, holte er es sich von den Gold-
und Silberschmieden. Diejenigen, die sich weigerten, ihm
ihren Schmuck freiwillig zu überlassen, wurden mit einer
hohen Geldstrafe belegt.
Die 1900 gegründete
Werkstatt von Hermann Hawel aus der Rauhensteingasse 7 im
ersten Wiener Gemeindebezirk erinnert an den bereits
ausgestorbenen Beruf des Etui- und Kassettenmachers, der
die ledernen Schutzhüllen für kostbare Schmuckstücke, für z.B. Diademe,
angefertigt hat. Sein Arbeitsplatz ähnelt
etwas dem eines Tischlers, weil der Kern der Etuis aus
Holz bestanden hat. Hawel musste wegen Unrentabilität
seine Werkstatt 1988 schließen und schenkte daraufhin
die Einrichtung dem Museum.
Für historisch
besonders interessierte Besucher gibt es am Ende der
Museumsführung noch eine genaue Schilderung der
Geschichte des Goldschmiedehandwerkes in Wien:
der älteste namentlich
überlieferte Handwerker Wiens hieß Bruno und war ein
Goldschmied. Seine Niederlassung in der Residenzstadt im
12. Jahrhundert stand mit großer Wahrscheinlichkeit im
Zusammenhang mit der Einrichtung einer herzöglichen
Hofhaltung in Wien durch den Babenberger Heinrich II.
Jasomirgott. Um das Jahr 1200 sind in Wien und
Klosterneuburg bereits die Goldschmiede Engelbert,
Friedrich, Heinrich, Philipp, Sintram und Walter belegt.
1262 sind unter den Wiener Goldschmieden ein Walther und
1295 ein Johannes als Urkundenzeugen genannt. Ebenfalls
1395 scheint der Goldschmied Michael Hert auf, der bis
1322 Hausbesitzer gewesen ist. 1302 taucht eine Örtlichkeit
namens "Goltsmitte" in der Gegend des heutigen
Salzgries und des Werdertores auf. 1303 wird erstmals das
"Streslein unter den Goltsmiden" erwähnt, das
identisch ist mit der heutigen Goldschmiedgasse. Da es
damals offensichtlich bereits mehrere Goldschmiedwerkstätten
in nächster Nachbarschaft gegeben haben dürfte, wäre
die Gründung einer Innung zu Beginn des 14. Jahrhunderts
durchaus vorstellbar. Im Laufe des Hoch- und Spätmittelalters
scheinen in Wien zahlreich wohlhabende
Goldschmiedemeister als Hausinhaber auf. Die älteste
aller Handwerksordnungen erhalten die Goldschmiede am 13.
Oktober 1366 von den Landesfürsten Albrecht und Leopold,
und nicht wie die anderen Gewerbe von Bürgermeister und
Stadtrat. Die Kompetenz der Herzöge für die Urkunde
liegt darin begründet, dass die Goldschmiede für ihre
Arbeiten wertvolles Edelmetall als Rohstoff benötigen, das außerdem in großer
Menge zur Herstellung der Münzen dient. Nachdem das
Originaldiplom im Jahr 1612 in der Hofkanzlei von der
Innung vorgewiesen werden konnte, ist es in den Wirren des
Dreißigjährigen Krieges verloren gegangen. Da der Text
aber wortwörtlich in der Bestätigungsurkunde vom 9.
Juli 1446 übernommen worden ist, blieb er bis heute auch
erhalten. Das in 16 Punkte gegliederte Papier enthält im
wesentlichen folgende Bestimmungen: Unterstellung unter
den herzoglichen Münzmeister sowie dessen Befugnisse,
Erblichkeit des Meisterrechtes, Einsetzung von
Beschaumeistern und Siegelgravierung nur für den
ehrlichen Gebrauch. Nachdem die Zünfte und somit auch
die Goldschmiede 1356 in den Äußeren Stadtrat
eingezogen sind, entwirft einer der Meister das älteste
bekannte Handwerkssiegel überhaupt, mit dem Schutzpatron
der Goldschmiede, dem Hl. Eligius. Als erster Handwerker
erkämpft sich schließlich der Goldschmied und mehrfache
Hausbesitzer Oswald Pauch im Jahre 1396 das Recht, in den
Inneren Stadtrat, dem die oberste Leitung der
Stadtverwaltung anvertraut war, einzuziehen. 1367 gaben
sich die Meister eine eigene, heute noch im städtischen
Archiv deponierte Zechordnung mit ergänzenden
Anordnungen für ihr Verhältnis untereinander.
Die älteste Nachricht
über einen Gesellen der Goldschmiedezunft in Wien stammt
aus dem Jahre 1407. Es war Hanns Siebenbürger, der
damals in der Werkstatt des Niklas Kropf arbeitete.
1420 erhielt Leopold
Weiler, Hofgoldschmied der Herzoge Albrecht IV. und
Albrecht V. die ehrenvolle Amtsstelle eines
Grundbuchverwalters.
Außer 1446 wurde die
Goldschmiedeordnung noch einmal 1494 von Kaiser
Maximilian I. bestätigt. Das blühende Gewerbe arbeitete
nicht nur für den kaiserlichen Hof, sondern vor allem
auch für die Geistlichkeit. Kostbare Reliquienbehältnisse,
Monstranzen und Kruzifixe vermehrten den Domschatz von St.
Stephan beträchtlich.
In der neuen
Handwerksergänzungsordnung vom 5. Dezember 1527 schrieb
Ferdinand I. den Goldschmieden vor allem eine Festsetzung
der Lehrlingszeit mit fünf Jahren vor.
Zur Geldbeschaffung für
den Wiederaufbau nach der Ersten Türkenbelagerung 1529
kam es zu einer rücksichtslosen Requirierung von
Edelmetallen, die unbedacht ihres künstlerischen Wertes
eingeschmolzen wurden. Darunter befanden sich auch große
Teile des Domschatzes von St. Stephan und ein für den Hl.
Leopold angefertigter Prachtsarg.
Mit einem Diplom vom 31.
Mai 1582 bestätigte Rudolf II. die früheren Ordnungen
der Wiener Goldschmiede und erweiterte sie um eine
umfangreiche Strafandrohung gegen die überhandnehmenden
Störer.
Am 26. Januar 1612
erließ Kaiser Matthias eine neue Handwerksordnung, die
allen und somit auch den Goldschmieden eine unangenehme
Konkurrenz brachte. Handwerker mit Sonderbefugnis des
Kaiserhofes und solche, die Mitglieder der Stadtguardia
waren, brauchten keine Gewerbesteuer zu bezahlen.
1621 hat der Stadtrat
eine strenge Verordnung über die bei jedem Handwerk zu
arbeitenden Meisterstücke und über die notwendige
Einschränkung des "Meistermahls" erlassen.
Diese von alters her überkommene Gewohnheit hatte sich zu
einer krassen Unsitte ausgewachsen. Von einem
Meisterrechtswerber wurde nämlich gefordert, alle
Meister seiner Innung mit sämtlichen Angehörigen gründlich
zu bewirten, so dass in manchen Fällen bis zu 400 Gulden
auf den Tisch gelegt werden mussten. Das konnten sich
viele Gesellen aber nicht leisten und wurden daher vom
Meisterrecht ausgeschlossen. Diese Unsitte wurde durch
die neue Verordnung ein für allemal abgestellt.
Einen Einblick in die
Werkstatt eines Wiener Goldarbeiters zu jener Zeit gewährt
ein Stich von Christoph Weigel. Deutlich zu erkennen sind
eine Esse, ein Blasbalg, eine Schusterkugel und der
kleine Hammer mit dem der Goldschmied gerade arbeitet.
Am 13. März 1666 kam es
wieder zu einer Änderung der Handwerksordnung. Die
Gesellen hatten demnach nicht mehr vier, sondern viereinhalb Jahre zu arbeiten, kein Goldschmied durfte
umgearbeitetes Silber einkaufen, und es wurde erlaubt, 18-karatiges
Gold sowie 14-lötiges Silber zu verarbeiten.
Während des 17.
Jahrhunderts waren die Goldschmiede noch immer die
feinsten unter den Wiener Handwerkern. Sie stolzierten
mit feinen Kleidern und Schuhen mit hohen Stöckeln, mit
Allongeperücke auf dem Kopf und dem Degen an der Seite,
einher. Als der vornehmsten unter allen
Handwerksorganisationen gebührte ihnen in der alljährlichen
Fronleichnamsprozession der Domkirche zu St. Stephan der
dem Allerheiligsten nächste Platz. Allerdings mussten
sie diesen 1688 auf Grund eines obrigkeitlichen Befehls
den bürgerlichen Handelsleuten überlassen.
Unter Joseph I. wurden
die Innungsprivilegien nicht wie unter seinen Vorgängern
unbesehen bestätigt, sondern einer recht eingehenden
Revision unterzogen. So zeigt die
Goldschmiedeordnung vom 27. August 1708 einen neuen
Aufbau, wenn sie auch den Großteil ihrer Bestimmungen
aus den früheren Urkunden übernimmt . Der letzte Punkt
hebt hervor, dass "der Störer, Fretter und
Winkelarbeiter immer mehr werden, dass die Tandelweiber
in allen Gassen und Durchgängen und ebenso die
Visierschneider (Händler mit Masken) Schmuckstücke
feilbieten und, dass sogar manche Handelsleute eigene
Goldschmiedegesellen beschäftigen". Das alles wurde
nun abgestellt. Karl VI. bestätigte zwar noch dieses
Privileg 1716, doch gab der kaiserliche Münzmeister
Franz Josef Mittermayr von Waffenberg der Innung 1722
eine völlig neue, 35 Punkte umfassende Ordnung. Die
Lehrzeit dauerte danach nur mehr sechs, für Meistersöhne
gar nur mehr fünf Jahre. Die Arbeitszeit der Gesellen
begann um halb sechs Uhr früh und endete um sieben Uhr
abends. Akkordentlohnung wurde untersagt. Ein Meister
durfte nicht mehr als drei Lehrlinge halten. Der Zech-
bzw. Innungsmeister hieß von nun an Vorsteher. Unter
Maria Theresia begann die Ansicht Fuß zu fassen, dass
Schmuckstücke nicht unbedingt aus Edelmetall und echten
Edelsteinen gefertigt sein mussten. Allmählich setzte
die Zeit der sogenannten Galanteriearbeiter ein. Unter
ihnen ragte der im Altschafferischen Haus in der
Rofranogasse, - der heutigen Lerchenfelder Straße ,
wohnhaft gewesene Johann Strasser hervor. Seine Frau und
seine Töchter sollen auf einem Maskenball Schmuck aus
von ihm hergestellten falschen Brillanten getragen haben,
die jeder für echt hielt, worauf Strasser als vermeintlicher Juwelendieb in Haft genommen wurde. Später
ging er nach Paris und verdiente mit seinen "Pierres
de Strass" ein Vermögen.
Nach der Eingliederung
etlicher Galanteriearbeiter gab es 1742 in Wien 1160 bürgerliche
Goldschmiede, von denen 26 außerhalb der habsburgischen
Erbländer geboren waren.
Kurz zuvor im Jahre 1736
nannte eine Zählung der Gewerbetreibenden insgesamt 243
Goldschmiede und zwar 99 bürgerliche, 30 hofbefreite, 54
Inhaber von Gewerbebefugnissen außerhalb der Innung, 44
festgestellte Störer und 13 Angehörige der Stadtguardia.
Daneben gab es einen selbständigen
Goldschmiedezeugzurichter.
Vom Oktober 1773 stammt
eine neuerliche, diesmal vom Stadtrat erlassene
Goldschmiedeordnung, die alle ihre Vorläufer an
Genauigkeit übertraf: die Arbeitszeit der Gesellen wurde
mit täglich zehn bis elf Stunden, also 63 Wochenstunden,
festgesetzt. Sie hatten an Werktagen von halbsechs Uhr
morgens bis sieben Uhr abends, an Samstagen bis sechs Uhr
abends zu arbeiten. Die Probezeit für Lehrlinge betrug
sechs Monate, erst für die restlichen fünfeinhalb Jahre
gab es ein unkündbares Lehrverhältnis. Die Meisterrechtswerber hatten sich neben der Vorlage des
Meisterstückes auch einer Prüfung im Entwerfen von künstlerischem
Schmuck bei der Akademie der bildenden Künste zu
unterziehen. Überdies mussten die Meister, bevor ein
fertiggestelltes Stück beim Hauptmünzamt seine Beschau-,
beziehungsweise Wertpunze erhielt, die Anfangsbuchstaben
ihres Vor- und Zunamens darin einschlagen. Dem Hauptmünzamt
wiederum wurde aufgetragen, auf einer Kupfertafel die
Abdrucke der dort eingeschlagenen Initialen-Stempel sämtlicher
Wiener Meister festzuhalten.
Neben den regulären bürgerlichen
Meistern machten viele Galanteriearbeiter von der 1753
zugestandenen Möglichkeit Gebrauch, ihren Beruf, oft
ohne Zugehörigkeit zur Innung, auf Grund einer einfachen
grundherrschaftlichen Befugnis in den Vorstädten auszuüben.
1792 sind schließlich 26 solcher "Kompositionsgalanteriearbeiter"
der Goldschmiedeinnung einverleibt worden.
Am 19. Juni 1793
erteilte die Regierung eine besondere Bewilligung, mit
der die Errichtung einer Witwen-Kasse der bürgerlichen
Gold-, Silber- und Galanteriearbeiter ermöglicht wurde.
Diese von vielen Meistern in Anspruch genommene und ihre
Witwen vor Not und Elend bewahrende Einrichtung hat bis
zu ihrer Auflösung durch die von Gauleiter Bürckel 1938
eingesetzte Kommission bestanden.
Bereits 1791 hat eine
Verordnung der Hofkammer als Vorbehörde der späteren
Finanz- und Handelsministerien, die Ordnung von 1773
dahingehend erweitert, dass von nun an nur mehr für
"solche individuen Befugnisse zur Ausübung des
Goldschmiedberufs erteilt werden durften, die sich beim
Hauptmünzamt einer Prüfung in Legierung von Gold und
Silber sowie in Münzrechnung erfolgreich unterzogen
hatten. Die Meisterstücke sollten minder kostspielig und leicht
verkäuflich gearbeitet werden".
Die napoleonischen
Kriege führten alsbald zu einem Währungsverfall.
Schmuck und andere
Wertgegenstände mussten an den Staat abgeliefert werden.
Das dafür gegebene Papiergeld fiel sehr bald im Kurs. So
konnten die Goldschmiede nur schwer zu dem für ihre
Arbeit benötigten Edelmetall gelangen, und einige von
ihnen versuchten sich dieses durch Horten von Münzen zu
beschaffen. Dagegen richtete sich eine den
Polizeimethoden des damaligen Obrigkeitsstaates durchaus
entsprechende Hofkammerverordnung vom 21. August 1806,
die besagte, dass Meister, die Gold- oder Silbermünzen
einschmolzen, ihres Gewerbes als verlustig erklärt
wurden. Nach dem Frieden von 1805 und dem Verlust
wichtiger Gebiete an Napoleon und seine Verbündeten, kam
es zu Geldmangel in der österreichischen
Staatskasse. Man kam auf die Idee, für den Besitz von
Gegenständen aus Edelmetall eine neue jährlich zu
entrichtende Abgabe einzuführen. Es bestand die sowohl für
private Besitzer als auch für die Gold- und
Silberschmiede die Verpflichtung, die von der Ablieferung
zur Einschmelzung ausgenommenen Stücke jährlich mit
Entrichtung einer nicht gerade geringen Gebühr "repunzieren"
zu lassen.
Im Jahre 1819 musste
sich die k.k. Hofkammer als oberste Gewerbebehörde mit
der Frage beschäftigen, ob die Silberarbeiter und die Goldschmiede als gesonderter Berufszweig anzusehen seien.
Nach längeren Verhandlungen stimmten sie dem Antrag der
Wiener Innung zu, eine Trennung abzulehnen.
Daraufhin wurde in der
Verordnung vom 25. August 1819 folgendes festgelegt:
"Da sowohl bei den Gold- als auch bei den
Silberarbeitern die Ausübung ihrer Gewerbe in der
Hauptsache auf der selben Bedingung, nämlich der gehörigen
Geschicklichkeit im Zeichnen, in geschmackvoller Ausführung
wohl gewählter Formen und so weiter beruht, ohne dass
die Verschiedenheit des Materials zugleich eine
Verschiedenheit in der Manipulation bewirkte, fand man
die vollkommenen Gleichstellung der Gewerbsrechte der
gedachten Gewerbsleute, wie auch der Galanteriearbeiter,
insofern diese nicht sogenannte Compositions-Waren
verfertigten, sondern gleichfalls in feinem Gold und
Silber ihre Erzeugnisse liefern, zur Genehmigung geeignet".
Kurze Zeit später
tauchte in den Gewerbeadressbüchern die Bezeichnung
Filigranarbeiter statt Galanteriearbeiter auf.
Bei der Volkszählung
von 1846 stellte die Behörde 340 Meisterbetriebe
innerhalb der bürgerlichen Gold-, Silber- und
Juwelenarbeiter fest. Die Zahl der übrigen Goldschmiede,
die zu diesem Zeitpunkt auf Grund einer frei erteilten
Befugnis selbständig arbeiteten, ist nicht erhoben
worden.
Mit dem staatlichen
Patent vom 20. Dezember 1859 wurde in Österreich die
Gewerbefreiheit deklariert. Die Innungen trugen seither
die Bezeichnung "Genossenschaften", der Geselle
wurde zum "Gehilfen". Auch die "Genossenschaft
der bürgerlichen Gold-, Silber-Plättner und
Flinserlschläger, Goldschläger und Krätzmüller der
Haupt- und Residenzstadt Wien" erhielt 1862 durch
die Niederösterreichische Statthalterei ein 37
Paragraphen umfassendes Statut ausgefertigt. Zugleich
wurde ein Statut für die Genossenschaftskrankenkasse der
Goldschmiede erlassen.
In der Neufassung des
Status vom 15. März 1883 findet sich nur mehr der
Begriff "Juweliere, Gold- und Silberschmiede"
wieder.
Eine symbolische Krönung
der prächtigen Erneuerung der Kaiserstadt Wien nach der
Revolution von 1848 war der berühmte Festzug zur
Silbernen Hochzeit des Kaiserpaares, kunstvoll gestaltet
vom Maler Hans Makart im Jahre 1879. Unter den rund 1000
Teilnehmern, die die Ringstraße entlang zogen, befand
sich auch eine Gruppe der Goldschmiede, der ihr
Genossenschaftsbanner aus dem Jahre 1781 vorangetragen
wurde, das mit den Bildnissen der Heiligen Eligius und
Athanasius geschmückt war.
Im Jahre 1891 wurde das
Banner restauriert. Darüber hinaus besaß die Innung
auch eine Meistertruhe aus dem 16. Jahrhundert, einen
undatierten Kelch mit zwei Messkännchen und ein wertvoll
gebundenes Messbuch aus dem Jahre 1755. Diese Gegenstände
wurden später dem Historischen Museum der Stadt Wien als
Depositum übergeben.
Am 2. Dezember 1905
wurde das alte Witwenpensionsinstitut der Innung durch
die Gründung eines "Vereines zur Unterstützung der
Witwen und Waisen nach Juwelieren, Gold- und
Silberschmieden" erneuert.
Um 1910 passten sich die
Goldschmiede dem Jugendstil der berühmten "Wiener
Werkstätte" und ihren Vertretern Josef Hoffmann und
Koloman Moser mit viel Verständnis an.
Nach den Wirren des
Ersten Weltkrieges und der schweren Nachkriegsjahre, führte
erst die Bildung des Ständestaates 1934 zu einer
Neuorganisation des Gewerbes. Ab 1. Januar 1936 bestand
die "Zunft der Juweliere, Gold- und Silberschmiede
und Uhrmacher" in Wien, die schließlich unter Adolf
Hitler am 1. April 1939 in die "Handwerksinnung der
Juweliere, Gold- und Silberschmiede in Wien und
Niederdonau" überging.
Nach dem Ende des
Zweiten Weltkrieges 1945 gelang es, sie neu zusammenzufassen, und innerhalb der hiesigen Kammer der
gewerblichen Wirtschaft die traditionsreiche Landesinnung
Wien der Gold- und Silberschmiede und Juweliere als
unmittelbaren Nachfahren der Zeche von 1366 wieder ins
Leben zu rufen.
Unsere Räumlichkeiten können Sie für
Ihre Ausstellungen oder Vernissagen nutzen!
Bei Interesse bitte an Frau
Monika Bochskandl oder Frau
Christine Rittig wenden.
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